Hintergrund und Arbeitsschwerpunkte
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können nur dann verlässlich und nachhaltig mit digitalen Veröffentlichungen und Daten arbeiten, wenn sichergestellt ist, dass Zugriff und unmittelbare Verfügbarkeit der Inhalte kontinuierlich und störungsfrei angeboten werden. Bei Daten, die von wissenschaftlichen Fachverlagen lizenzpflichtig vertrieben werden, können verschiedene Typen von Störungsfällen wie temporäre oder längerfristige Ausfälle von Verlagsservern, der Transfer von Zeitschriftentiteln zu anderen Verlagen, das komplette Ausscheiden von Verlagen aus dem Markt oder die Abbestellung der elektronischen Ressourcen durch die lizenznehmende Einrichtung zu solchen Zugriffsunterbrechungen führen. Für derartige Störungen des Normalbetriebs ist die Entwicklung von Lösungen erforderlich, die sich möglichst in eine deutschlandweit anwendbare Gesamtstrategie einbinden lassen. Im Kontext der Allianz-Initiative „Digitale Information“ wurden mit der von der Beratungsfirma Charles Beagrie Ltd. im Jahr 2010 vorgelegten Studie „Ensuring Perpetual Access: Establishing a Federated Strategy on Perpetual Access and Hosting of Electronic Resources for Germany“ entsprechende Vorarbeiten geleistet, in deren Rahmen die Ausgangssituation und der internationale Kontext untersucht, einschlägige Anwendungsfälle beschrieben und Empfehlungen zum weiteren Vorgehen entwickelt wurden.
Erste Projektphase (2014-2018)
Im von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt „Nationales Hosting Elektronischer Ressourcen“ (NatHosting, 2014-2016) wurde daraufhin ein zweigleisiges Konzept entwickelt: es besteht zum einen aus dem Abschluss eines bundesweiten Konsortiums zur Teilnahme bei dem Archivdienst Portico, um so rasch wesentliche Inhalte absichern zu können, und zum anderen aus dem Aufbau einer eigenen technischen Lösung, einem sogenannten „Private LOCKSS Network“ (PLN), das auf der an der Universität Stanford entwickelten Software LOCKSS aufbaut. Mit Letzterem sollen primär die von Portico nicht oder nur teilweise abgedeckten Inhalte gesichert werden.
Zweite Projektphase (2018-2022)
Im Rahmen der zweiten Projektphase (2018-2022) steht die Umsetzung des entwickelten Konzepts im Vordergrund. Realisiert wurden folgende Arbeitsschwerpunkte:
- Abschluss eines überregionalen Portico-Konsortiums
- Detaillierte Bedarfsanalyse in Bezug auf die zu hostenden Inhalte und breite Kontaktaufnahme mit Verlagen
- Technische Realisierung eines PLN-Prototyps
- Erprobung des Einsatzes des ERM-Systems LAS:eR für die Rechteverwaltung
- Erarbeitung von Kostenmodellen für den laufenden Betrieb eines Zweisäulenmodells
Im Projektverlauf hat sich gezeigt, dass das anvisierte Zweisäulenkonzept zwar grundsätzlich umsetzbar ist, die Etablierung eines PLN zum aktuellen Zeitpunkt aber insbesondere aufgrund der Weiterentwicklung von Portico, der längerfristig anzulegenden Inhaltsakquise und der erheblichen Aufwände des technischen und organisatorischen Betriebs nicht realisierbar ist.
Vor diesem Hintergrund konzentriert sich das Projekt darauf, die erste Säule auszubauen und mit den folgenden Schwerpunkten eng mit Portico zu kooperieren:
- Aufbau des bestehenden Portico-Konsortiums in Deutschland
- Erweiterung des Portfolios von Portico um Inhalte, die für wissenschaftliche Einrichtungen in Deutschland von besonderer Bedeutung sind
- Verhandlung von erweiterten Rechten für Inhalte, die bereits über Portico zur Verfügung stehen (z.B. Erhöhung des Anteils an Content mit post-cancellation-Rechten)
- Perspektivisch die Einrichtung eines Spiegelservers von Portico in Deutschland